In den Tagen, als wir uns ein Zimmer in einem Berliner Krankenhaus teilten, habe ich viel aus ihrem langen Leben erfahren. Die grazile Lady berichtete von ihrer Flucht in Kriegszeiten, dabei hielt sie immer wieder meine Hand, so wie ihre Hand damals von ihrem Bruder fest gehalten wurde.
Wir weinten beide, als sie über ihre Ängste als jugendliche sprach.
Ein anderes Mal erzählte sie, wie sie später ihren Traum als Tänzerin in Berlin lebte. Die spielte für mich die „Diva“, der Schalk blitze in ihren schönen Augen, wenn sie versuchte mir zu zeigen, wie beweglich sie noch war.
Nachts setzte sie sich einmal an mein Bett, nahm meine Hand und sage: „Du bist ein Engel“.
Ich schluckte, streichelte ihre Hand und fragte sie, ob sie nicht schlafen könne. „Mir geht so viel im Kopf rum“ sagte sie. Sie glaubte, dass es Zeit ist zum Abschiednehmen von ihrem zu Hause und vom Leben.
„Danke, dass Du hier bei mir gewesen bist“ sagte sie.
Es fiel mir schwer zu gehen, es war ein Abschied für immer.
Danke meine liebe Annemarie für Dein Vertrauen und all die berührenden Momente.